9
Apr
2006

.. wird groß geschrieben!

„ In Experimenten wurde sichtbar, dass das Hirn ein motorisches Bereitschaftspotential etwa 350 Millisekunden vor bewussten Handlungsentscheidungen aufbaut. Die entsprechende Schlussfolgerung lautet, dass wir nicht tun, was wir wollen, sondern wollen, was wir tun. Unsere Vorstellung von freier Selbstbestimmung scheint eine Täuschung zu sein. “ [Heidbrink, Ludger; DIE ZEIT Nr. 14; Seite 61; 30. März 2006]

VERANTWORTUNG wird groß geschrieben!

Ist es legitim, sich bei offenkundigem Fehlverhalten auf die aktuellen Erkenntnisse der Neurologie zu berufen. Wenn schon die Realität augenscheinlich die Summe elektromagnetischer Impulse unserer Sinnesorgane ist, deren Interpretation irgendwo zwischen Neokortex und Hypophyse erfolgt und diese dem derzeitigen Hormonhaushalt, anhaltenden Medikamentenkonsum oder ähnlichen psychopharmazeutischen Einflüssen ausgesetzt ist, wo etabliert sich dann unser Bewusstsein? Und wie viel davon entspricht dem freien Willen, sofern dieser überhaupt existiert? Und wenn ich eben nicht frei in meiner Selbstbestimmung bin, sondern lediglich Opfer meiner Neurotransmitter, bin ich dann überhaupt zurechnungsfähig?

So entpuppt sich die Wissenschaft als Wegweiser zur Absolution. Und BioTec-Unternehmen geben, als neueste Retrowelle des guten alten Ablasshandels, Emissionen als Ablassbriefe aus. Brave New World. Uns so finde auch ich mein Seelenheil.

Es lebe die Kunst der Selbsttäuschung.

c:>system error
c:>debug mode .. run
c:>SYSTEM MSG
c:>..
c:>Ist es nicht das, was Du wolltest?
c:>..
c:>END OF SYSTEM MSG

„ [..] how can we hang on to a dream | how can it, will it be, the way it seems | how can we hang on to a dream? “

1
Mrz
2006

.. in Eile.

Ein Blick auf die Uhr. Zu spät. Der Sprung aus dem Bett. Waschen, in den Anzug springen, frühstücken, die Zähne putzen, Schuhe und los.

Ankunft, Begrüßung, Arbeit. Blitzanlage aufbauen, Modell aufstellen, Licht setzen, Serien schießen. Auswerten, kopieren, koordinieren. Abbauen und einpacken. Verabschiedung.

Kaffee kochen, Mac hochfahren, Tablett anschließen. Farbkorrektur, Retusche, Ausschnitt. Speichern, versenden, archivieren.

Zeichnen, Kaffee kochen, zeichnen, Kaffee kochen, zeichnen.

Telefonieren.

Beim Blick aus dem Fenster hänge ich meinen Gedanken nach. Lautlos tanzen die Schneeflocken im fahlen Licht der Straßenlaterne. Wie langsam sie fallen.


„ [..] my soul is as open as the sky | often time it’s just as blue | people tell me to keep on dreaming | that’s just what I’m gonna do “

28
Feb
2006

.. das Leben.

Nicht die Kunst imitiert das Leben, sondern das Leben imitiert die Kunst.

Keine metaphysische Auseinadersetzung mit dem abstrakten Begriff des Daseins, sondern eiskalte Realität. Zwischenmenschlich bewege ich mich im Bezug auf meine Gefühle gerade irgendwo im Bereich von Hiob bis Buddha. Und als ob das nicht schon ausreichen würde, einem den Tag zu versauen, finde ich meine Situation in einen Roman wieder.

Schon nach den ersten Seiten beginne ich zu zweifeln – hat gerade mein Wecker geklingelt oder schlafe ich vielleicht noch. Ich lese weiter und bin mir sicher, zu träumen. Natürlich gibt es Worte für Situationen, die immer passen oder die man sich passend zu Recht legen kann. Und das die Liebe vielleicht doch bestimmten, immer wiederkehrenden Grundmustern folgt, ist auch nicht ganz so abwegig. Aber wenn die Romanfigur Antworten auf Fragen gibt, die mir im Verlauf dieses Tages gestellt werden sollen, geht das eindeutig zu weit. Das weiß ich zwar in diesem Moment noch nicht (ich lese ja noch), doch kündigt es sich mit jeder Zeile an. Die Geschichte erreicht ihren dramatischen Höhepunkt des ersten Aktes und ich lege das Buch aus der Hand. Das Wort „Verwirrt“ erfasst nicht vollkommen den Zustand, in dem ich mich gerade befinde. Aber es ist ein Anfang.

Entsprechend verläuft der gesamte Tag. Aus der Konzeptionsarbeit wird eine Flucht zu Kohle und Papier. Ich versuche erst gar nicht, meinen Verstand zu ordnen. Stattdessen probiere ich das Leben, welches die Kunst imitiert, durch Kunst zu imitieren.

„ [..] strange | thought I knew you well | thought I had read the sky | thought I had read a change in your eyes [..] “

27
Feb
2006

.. der Februar an sich.

Montage haben ihre eigenen Gesetzte. Und ganz besonders diejenigen, die in den Februar fallen. Dieser Monat ist an sich schon böse und verkommen, lockt er doch mit Sonnenschein, nur um falsche Hoffnungen zu wecken. So auch in diesem Augenblick. Ich wache auf und die Sonne strahlt. Doch so leicht lasse ich mich nicht beirren. Das Öffnen der Fenster trägt einen Hauch von Frühling in das Zimmer. Jetzt wird es langsam albern. Eine Meise hängt kopfüber an einem Eiszapfen und stillt ihren Durst. Soll das ein Witz sein? Ich warte nur noch auf das erste knutschende Pärchen, das eng umschlungen unter meinem Fenster langschlendert. Doch das ist dem Februar jetzt auch zu pathetisch. Sogar für einen Montag.

Mit meinem Müsli sitze ich in der Küche, lausche dem CD-Player und kämpfe mich durch die Tagenszeitungen. Ich bin noch nicht mit dem Lokalteil fertig (ja, ich lese meine Zeitungen von hinten nach vorne), da baut sich vor dem Fenster eine weiße Wand auf.

Ich: 1 | Februar: 0

Heute gibt es wieder keine neuen Fotos. Dafür Konzeptionsarbeit. Die Pflicht vor der Kür.

„ [..] cause my own eyes can see through all your false pretenses | but what you fail to see is all the consequences [..] “

26
Feb
2006

.. Wege.

Zur Kälte gesellt sich an diesem Morgen der Schnee. Zusammen brechen sie erneut meinen Willen. Meine Laufeschuhe und ich einigen uns auf einen Ruhetag. Somit beginnt dieser Sonntag mit einem schlechten Gewissen.

Um dagegenzuhalten, setze ich mir vor den Mac. An meiner Seite eine Tasse grünen Tees. Es ist der Versuch, meinen Kaffeekonsum zu reduzieren. Ich arbeit an der Farbwirkung. Das ewig gleiche Spiel mit Tonwerten, Kanälen und Ebenenstilen. Immer auf der Suche nach der visuell perfekten Wiedergabe der zu vermittelnden Aussage. Irgendwo in den Weiten des Farbraumes stoße ich heute auf unendecktes Land. Nach der Proklamation erkunde ich den Strand. Sanfte Übergänge vom Blau des Meeres über den goldgelben Strand hinauf in den grünen Dschungel. Durch das dichte Dach des Regenwaldes brich nur vereinzelt das Licht. DIe Szenerie ist in surreale Farben getaucht. Alles ist durchzogen von grünem Dunst, den die feuchte Hitze einem entgegenstellt. Doch unbeirrbar bahne ich mir meinen Weg durch das Unterholz. Als wäre ich schon zu weit vorgedrungen, gewinnt das Land zunehmend an Steigung. Das Licht wechselt von Grün zu Gelbgrün. Immer steiler, immer beschwerlicher wird mein Aufstieg. Die Vegetation weicht zurück. Die Sonne rückt näher. Gelb. Als ich den Gipel erreiche bin ich zu sehr geblendet, als dass ich Formen oder Farben wahrnehmen könnte.

„ [..] and then came the rush of the flood | the stars at night turned you to dust [..] “

25
Feb
2006

.. kein Licht.

Der Morgen grüßt trübe durch die Scheibe. Ich stehe dahinter und warte auf den Sonnenaufgang. Vergebens. Lediglich die Helligkeit verschiebt sich ein wenig Richtung Tag. Die Sonne zeigt sich nicht.

Diese Schwermütigkeit solle ich versuchen einzufangen. Doch ist sie so intensiv, dass sie mich in Lethargie verfallen lässt. Die Rückkehr der Kälte tut ihr übriges.

Nicht mein Tag.

„ [..] Dachte, trink erst mal 'nen Tee mit Zucker, schluck 'ne Aspirin
| Faste wie 'n Christ vor Ostern oder iss ein Toast mit Bienenhonig |
Aber wenig, schon' dich, bald geht es wieder bergauf |
Bleib' heut' zuhaus', geh' höchstens raus für einen Waldlauf [..] “

24
Feb
2006

.. wie sie die Form verlieren.

Die Sonne verspricht einen schönen Tag. Also stehe ich auf. Das habe ich gestern nicht gemacht. Was allerdings daran lag, dass ich mich gar nicht erst hingelegt hatte. Arbeit als Ausweg. Oder besser als Flucht. Irgendwo dazischen lagen wohl meine Beweggründe. Sagen wir es so: Es hatte sich einfach nicht ergeben. Doch jetzt stehe ich am offen Fenster und blinzele in die Sonne. Ihre Wärme ist eine Wohltat nach diesem strengen Winter. Es liegt Fühling in der Luft.

Nach dem Frühstück schnappe ich mir meine Nikon, lege einen frischen Ilford ein und nutze das Licht, das der Stadt wenigstens für ein paar Stunden ihre Tristesse zu rauben vermag.

Motive bieten sich viele. Doch diesmal bin ich wählerisch.

Parkende Autos vor allesüberragenden Plattenbauten. In den Reflextionen des Lackes löst sich die strenge Symmetrie und beginnt zu fließen. Und jeder Wagen interpretiert mit seiner Form die Geometrie neu.

„ [..] und wir fahren diese Strassen | den bekannten Weg nach hause.
und wir kennen die Stellen | an denen Sachen geschahen,
wir kennen die Gerüche | und wir kennen die Gegenstände
und wir können spüren wie sie die Form verlieren [..] “

23
Feb
2006

.. wird abgeleht.

„Ihr Antrag auf Zulassung zur Aufnahmeprüfung im Verfahren der Eignungsprüfung 2006 im Diplomstudiengang Fotografie wird abgelehnt.“

Manche Sätze können einem wirklich den Tag versauen. Sätze wie „Wir müssen reden!“, „Nehmen sie erstmal Platz.“, „Der will nur spielen.“. Oder eben dieser.

Noch immer liege ich auf dem Fußboden (Dielen, zum Glück). Das mache ich grundsätzlich so. Wenn auch erst seid neuestem. Aber es hilft. Meistens. In diesem Moment nicht so wirklich, doch kann ich es eigentlich nur jedem empfehlen. Auf jeden Fall versuche ich gerade zu verstehen, welche Konsequenzen dieser eine Satz mit sich bringt. Keine neue Stadt und keine neue Uni. Auch keine neuen Leute. Und vor allem, keine neuen Möglichkeiten. Der Stuck über mir hat Risse. Laut dröhnt die Musik in meinen Ohren. Die habe ich vorher extra aufgelegt. Die passende Musik unterstreicht jeden Augenblick und verleiht ihm zusätzliche Intensität. Vielleicht hätte ich etwas Dramatischeres auswählen sollen. Björk. Ja, Björk hätte wohl besser gepasst. Nur dann würde ich wohl nicht ganz so gelassen reagieren.

„ [..] and through it all | she offers me protection | a lot of love and affection | whether I’m right or wrong [..] “

Im Grunde ist es nicht weiter verwunderlich. Ad hoc. Jemand hatte mir die Augen geöffnet (Ich danke Dir!) und ich konnte nicht anders, als es zu versuchen. Eine ganz neue Ader an mir: Spontaneität. Vor meinen Fenstern beginnt es zu regnen. Dies war der erste Versuch und mir blieben gerade mal 14 Tage Zeit, eine überzeugende Mappe aus dem Boden zu stampfen. Dafür bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Natürlich hilft mir das jetzt auch nicht weiter. Doch mit gutem Gewissen eine komplette Mappe einreichen zu können, erfüllte mich bei der Abgabe mit einer gewissen Genugtuung.

Und aus diesem Grunde werde ich es im kommenden Jahr wieder versuchen.

Dieses Mal habe ich 365 Tage Zeit ..
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